
Jupp Lückeroth, M 513, 1964, Öl und Harz auf Leinwand, 90 x 50,5 cm
Schenkung Schlagloth
Jupp Lückeroth (20.09.1919 - 30.05.1993)

Jupp Lückeroth, M 514, 1958, Öl und Harz auf Leinwand, 60,5 x 80,3 cm
Mit dem letzten Zugang gelangten acht zwischen 1959 und 1965 entstandene Ölgemälde in die Sammlung des Hauses, hierunter Schlüsselwerke wie "Labyrinth" von 1963 und "Doppelkugelung" von 1959. Auch der Bestand an skripturalen Arbeiten erfuhr eine Erweiterung um Blätter aus den Jahren 1962 und 1963. Diese erstaunlichen Notationen zeigen den Künstler auf der Höhe seiner Zeit. Des Weiteren beinhaltet die Schenkung 22 Gouachen. Sie gehören zum überwiegenden Teil dem Spätwerk an.
2009 wurde in einer Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders der aktuelle Bestand an Arbeiten von Jupp Lückeroth gezeigt und in komprimierter Form eine Vorstellung seiner informellen Kunst vermittelt.
Vita
1919 | Geboren in Köln |
1936-39 | Ausbildung zum Versicherungskaufmannsgehilfen |
ab 1947 | Leitende Tätigkeit in einem Versicherungsunternehmen |
1948-51 | Auseinandersetzung mit moderner Kunst, Privatunterricht bei Prof. Köster |
1952 | Erste Gemälde im Stil des Informel |
1960 | Mitbegründer der Gruppe „fabo“ in Bochum |
1962 | Mitglied des Kreises 60 in Düsseldorf und des Kunstkreises 52 in Gelsenkirchen |
1963 | Mitglied der Duisburger Sezession |
1978 | Mitglied des Kunstverein „Malkasten“ in Düsseldorf |
1991 | Verleihung des Ehrenbriefes der Stadt Trier |
1993 | Gestorben in Köln |
Jupp Lückeroth gehörte jener Generation an, die als Soldat an die Front geschickt wurde und in Gefangenschaft geriet. Diese Zeit bezeichnete Lückeroth rückblickend als entscheidend für sein weiteres Leben. Hier reifte sein Entschluss, eine neue Existenz als Maler zu begründen.
Sein großes Interesse daran, den Dingen auf den Grund zu gehen und die Natur tiefer zu fühlen und zu befragen, führte ihn zum deutschen Informel.
Folglich lassen seine Malereien und Graphiken einen Zusammenhang mit Strukturen und Formen aus der Natur erkennen. Besonders faszinierte ihn hierbei die Struktur der Welle, die er selbst als „Urform der Bewegung“ bezeichnet, und die sich oftmals in seinen Bildern erkennen lässt.
Seine Kompositionen wirken trotz der vielen ungegenständlichen Linien und Richtungen niemals chaotisch, vielmehr zeigen sie lebendige, scheinbar unendlich wachsende Strukturen, die ihren Ursprung in planvollen Überlegungen und Reflexionen finden.
Die Präsentation anlässlich des 95. Geburtstages des Malers stammt aus der umfangreichen Schenkung von Anneliese und Alfred Schlagloth und soll das Schaffen dieses Vertreters des Informel, in dem die deutsche Kunst nach dem Krieg ihr internationales Ansehen wiedererlangte, noch einmal in den Fokus rücken.
Schenkung Wilhelm Gorré

Biografisches
Gorré, 1931 in Bremen geboren, begann zunächst eine Lehre als Schriftmaler, die er aus Gesundheitsgründen abbrechen musste.1950-52 wurde er an der staatlichen Kunstschule Bremen künstlerisch ausgebildet, musste jedoch wegen der drückenden wirtschaftlichen Verhältnisse das Studium abbrechen, um in einer Klischeeanstalt und bei einem Gebrauchsgrafiker als Zeichner zu arbeiten. Danach war er dreißig Jahre als Werbegrafiker tätig.

Eine schwere Erkrankung machte ihn 1984 erwerbsunfähig, jedoch blieb als freischaffender Grafiker bis zu seinem Tod tätig.
Faszination Tanz
Neben Landschafts-, Tier- und Porträtdarstellungen, für die er sich der Zeichnung und des (Farb-) Holzschnittes bediente, war Gorrés großes Thema fraglos das Theater und die bevorzugte Technik das Aquarell.Vordergründig mag seine Leidenschaft für Ballett und Tanz etwas mit seinem persönlichen Schicksal zu tun zu haben. Ihn, dessen Aktionsraum durch Krankheit stark eingeschränkt war, faszinierte das, was ihm selbst verwehrt war: Motorik, Dynamik, Geschwindigkeit, Beweglichkeit, körperliche Umsetzung von Rhythmus und Musik.

Die Körperlichkeit der Tänzer wird dabei so stark zurückgenommen, das abstrakte Formenkürzel entstehen. Die menschliche Figur wird zur Arabeske, ganz Zeichen im Sinne einer abstrakten Formfindung.
Die europäische Tradition
Gorré findet eine Synthese zwischen musikalischer Empfindung und deren visueller Umsetzung durch das Gestische. Seine Bemühungen führen unabsichtlich in die Nähe asiatischer Kalligraphie, die ja auch letztlich von bildhaft-gegenständlichen Vorstellungen ausgeht und diese zu reinen Zeichen abstrahiert.Gorrés Zeichensprache wurzelt jedoch eher in Traditionen europäischer Kunst. Seine gestisch-spontane Malerei, in der sich sowohl die Befindlichkeit des Künstlers als auch sein persönlicher Umgang mit dem Material als Prozess nachvollziehen lässt, hat ihre Wurzeln im Informel. Die dynamische Sicht der Materie und der Versuch, die verschiedenen Zeitebenen, also das Davor und das Danach miteinander zu verschränken, lassen hingegen an Ideen des Futurismus denken.
