Waren dreidimensionale Objekte aus Papier oder Pappe früher Modelle oder Experimente, hat die Skulptur aus Papier inzwischen längst ihren festen Platz in der zeitgenössischen Kunst. Was das Material Papier dabei so besonders macht, hat der Bauhaus-Künstler Josef Albers beschrieben: Durch einen einzigen Knick wird ein flaches, zweidimensionales Objekt dreidimensional. Die Ausstellung Kunst ohne Grund zeigt zeitgenössische Installationen, Skulpturen und Reliefs aus und mit Papier. Doch diese Kunst kommt „ohne Grund“ aus: Gezeigt werden Werke, die an der Wand oder von der Decke hängen und oft die Leichtigkeit des Mediums Papier aufgreifen. So lassen sich die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Beständigkeit und Fragilität entdecken.
In der zeitgenössischen Kunst nehmen Skulpturen und Installationen eine wichtige Rolle ein, indem sie das Zusammenspiel zwischen Werk, Raum und Betrachter neu definieren. Dreidimensionale Arbeiten hinterfragen die traditionelle Objekthaftigkeit und verweisen auf ein Beziehungsgeflecht zwischen Materialität, Räumlichkeit und Rezeption. Durch Mehransichtigkeit und oft ortsspezifische Konzeption fordern sie eine aktivere Auseinandersetzung des Publikums.
Die Ausstellung veranschaulicht diese Entwicklungen durch zeitgenössische Papierarbeiten, die die besonderen Qualitäten des Materials betonen und seine Möglichkeiten für räumliche Gestaltungen erkunden. Mit tänzerisch anmutenden Gesten zeigt sich beispielsweise die raumgreifende Installation von Walther Mertel neben den filigranen Papierarbeiten der Künstlerin Darja Eßer. Auf poetisch sinnliche Weise präsentiert sie die intime Verbindung von Haut, Hülle und Kleidung. Claes Oldenburg hingegen erhebt die Brezel zum Kunstobjekt, während Claudia Betzin ein Wechselspiel zwischen Konstruktion und Dekonstruktion entstehen lässt.
Die Ausstellung zeigt Werke von Thomas Bayrle, Claudia Betzin, Astrid Busch, Jonathan Callan, Leo Erb, Darja Eßer, Angela Glajcar, Monika Grzymala, Axel Heibel, Wolfgang Heuwinkel, Horst Linn, Helmut Löhr, Walther Mertel, Tom Mosley, Axel Müller, Andreas My, Claes Oldenburg, Georgia Russell, Takako Saito, Jan J. Schoonhoven, Klaus Staudt, Sarah Steiner, Rosemarie Stuffer, Heiko Tappenbeck, Beate Terfloth, Andrea Tippel, Axel Vater, Petra Weifenbach und Ludwig Wilding.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Ina Dinter und Maike Sturm.