Kabinettausstellung
Laufzeit der Ausstellung: 10. Mai – 23. Juni 2024
Kurt Wagner (1936–2009)
Seit den frühen 1960er-Jahren galt das künstlerische Interesse des Fotografen und Künstlers Kurt Wagner der Phänomenologie des Papiers als eigenständige experimentelle Kunstform. Als Schüler geprägt von Oskar Holweck und Otto Steinert, untersuchte er in seinen Arbeiten das poetische Potential des Papiers: sowohl als Träger- und Lichtmaterial seiner fotografischen Assemblage-Arbeiten (Legungen / objets trouvés, 1999, Kunsthaus Rhenania, Köln) als auch in den vom Informel der 1950er-Jahre geprägten lyrisch-abstrakten Bildwerken, die mit Bleistift, Tusche, Kreide und Pastellfarben auf verschiedensten Papiermaterialien wie Packpapier, Pappe, (Foto-)Karton und Buchpapier entstanden.
Nicht allein durch die Abkehr von figürlicher Darstellung transzendiert sich hierbei das Trägermaterial Papier zu einem immanenten, Sinn und Form gebenden Teil des bildnerischen Werkes. In der Mannigfaltigkeit des Materials Papier kündigten sich für Kurt Wagner auch Möglichkeiten künstlerischer Formgebung an, die zum Sehen erziehen, und die erkennen lassen.
Diesen Ansatz von Sehen und Erkennen, von geduldiger Wahrnehmung und genauer Beobachtung, verbunden mit einer radikalen Zweckfreiheit – alle Arbeiten entstanden ohne Auftrag und Auswertungskontext –, verdankte Kurt Wagner seinem Lehrer Oskar Holweck, bei dem er Ende der 1950er die Grundlehre an der Werkkunstschule Saarbrücken absolvierte:
„Alles bildhafte Tun des Menschen setzt ein Erkennen voraus. Erkennen heißt, sich die Umwelt mit all ihren Erscheinungsformen verständlich machen. Ohne Erkennen ist das menschliche Tun unbeherrscht.
Unklarheit und Unordnung, bedingt durch Zweifel und Angst, sind Ergebnisse solchen Handelns.
Unsicherheit, Angst, Zweifel im Menschen als solche zu erkennen, zu lernen sie zu bekämpfen und auszuschalten (bilden), ist Ziel der Grundlehre.“
(Oskar Holweck: Vortrag anlässlich der Ausstellung „Sehen“, Volkshochschule Köln, November 1966)