Katholisches Bildungswerk Laurentiushaus, Bergisch Gladbach
„Schließlich geht es um die kreativen Potentiale, die durch die Potentiale der Aggressivität und Unmenschlichkeit quasi geweckt und ausgelöst werden. So haben die Schrecken des Krieges als Impuls einige der epochalsten Werke der Moderne hervorgerufen: Etwa das Erschießungskommando Goyas, das auf den Spanischen Aufstand gegen Napoleon zurückgeht, oder Picassos Monumentalgemälde „Guernica“, das die Bombardierung eines Baskendorfes durch die Legion Condor im jüngsten spanischen Bürgerkrieg schildert.Mit den Napoleonischen Kriegen beginnt denn auch der dichtgedrängte Überblick der Anti-Kriegs-Ausstellung (denn das ist sie) im Laurentiushaus. Der Schwerpunkt der Arbeiten stellt sich aber dem Krieg, der sozusagen als Verlust der Unschuld der westlichen Zivilisation und ihres Fortschrittsanspruchs gilt: dem Vietnamkrieg.
Eine ganze Wand ist der klassischen Arbeit von Bruce Nauman (1971) gewidmet: Dem gespiegelten Schriftzug RAW WAR, der sich in unheimlich glimmenden Neonlettern aus einem schwarzen Hintergrund schält.
Diese Solitär-Stellung der Objekte ist aber im Rahmen der kompakten Ausstellung Ausnahme. Die meisten Arbeiten finden sich dicht gedrängt an einer Wand, was Klaus Altmann in seinen einleitenden Worten zu allerlei Entschuldigungen trieb. Wird das Kunstwerk nicht missachtet, wenn man ihm seinen Entfaltungsraum nimmt?
Doch gerade diese Hängung, dieses Ersticken von Individualität in vereinnahmender Masse kennzeichnet einen generellen Aspekt des Inhumanen noch über die Spezialsituation von Krieg und Gewalt hinaus: Das Individuelle, das Besondere, das Autonome soll vernichtet werden. Es liegt am Betrachter, auszuwählen und das Potential mit seinem Blick stets neu zu wecken.“ (Gisbert Franken in Bergische Landeszeitung, 18.08.1999)