„Entdeckungen in und um Amsterdam“
23.09. – 27.09.2015
Reisebericht der Entdeckungen in und um Amsterdam 2015
Schon das erste Reiseziel war für uns ein besonderer Höhepunkt. In der Heide- und Kiefernlandschaft mit Wanderdünen konnten wir am Fuße einer Großplastik von Henry Moore ein Picknick bei herrlichem Sonnenschein in der Hoge Veluwe genießen. Ausgeruht und gestärkt besuchten wir dann das Kröller-Müller Museum, das Lebenswerk von Helene und Anton Kröller-Müller. Zwischen 1907 und 1922 erwarb das Ehepaar die größte private Kunstsammlung des 20. Jahrhunderts mit bedeutenden Werken von Van Gogh, Claude Monet, George Seurat, Pablo Picasso und Piet Mondrian. Am 13. Juli 1938 öffnete das von dem belgischen Architekten Henry van der Velde gebaute Museum seine Türen. Am 3. Juni 1961 eröffnete der erste Abschnitt des heutigen Skulpturenparks am Kröller-Müller Museum, welcher bis heute auf über 160 Skulpturen in einer Fläche von 25 Hektar angewachsen ist und damit als einer der größten und bedeutendsten Skulpturenparks Europas gilt. Die Kunsthistorikerin Frau Bremer-Cox, Schwester des bekannten Fotographen Wim Cox, erklärte uns kenntnisreich die Werke von Auguste Rodin, Henry Moore, Barbara Hepworth, Richard Serra, Lucio Fontana, Jean Dubuffet und weiteren namhaften Künstlern. Abschließend zeigte sie uns noch die besonderen Werke von Vincent van Gogh in der aktuellen Ausstellung des Museums. Am Abend bezogen wir unser komfortables Hotel mitten in der Innenstadt von Haarlem.
Gruppenbild der Exkursionsteilnehmer im Kröller-Müller Museum
Donnerstag besuchten wir die Stadt Leiden, Sitz der ältesten Universität der Niederlande und Geburtsstadt des Künstlers Rembrandt Harmenszoon van Rijn. Leiden gilt als schönste Stadt der Niederlande mit erhaltenem Grachtenring und größtenteils erhaltenen Grachtenhäusern in der Innenstadt. Am Morgen besichtigten wir das Reichsmuseum für Völkerkunde mit Zeugnissen der jahrhundertlangen Beziehungen der Niederlande in alle Kontinente der Welt. Dr. Krieger führte die Teilnehmer in die Biographie des Arztes und Naturwissenschaftlers Philipp Franz von Siebold ein. Als Arzt im Dienst der Niederländer war Franz von Siebold von 1823 bis 1930 in Japan auf Deshima in Nagasaki und von 1859 bis 1862 erneut in Japan. Er gilt als Begründer der modernen Chirurgie in Japan und auch der Japanologie mit seinen Werken über die Flora und Fauna Japans. Nach seinem Japanaufenthalt besaß er zeitlebens ein repräsentatives Stadthaus in Leiden. Seine umfangreiche Sammlung aus Japan war Grundstock des Reichsmuseums für Völkerkunde in Leiden. Seit 2005 ist das Sieboldhuis ein Japanmuseum.
Danach besuchten wir das städtische Museum De Lakenhal (ursprünglich diente das Gewandhaus zur Qualitätsbestimmung von Tuchstoffen), welches Malerei des 1600 bis 1900 Jahrhunderts und moderne Kunst beinhaltet. Herr Dr. Vomm erklärte das goldene Zeitalter der Niederländer mit seinem besonderen Bezug zur Malerei. Bei einer Grachtenrundfahrt mit höhenvariablem Regendach wegen der geringen Durchfahrtshöhen der zahlreichen Brücken, erschloss sich der besondere Reiz der Stadt Leiden. Besichtigt werden konnten auch der 425 Jahre alte Botanische Garten (Hortus Botanicus) der Universität Leiden. Den Abend schlossen wir am alten Hafen in einem typisch niederländischen Fischrestaurant ab. Herr Demmer rezitierte dort die Kunst der Fuge, ein Gedicht aus dem Buch „Contrapunten“ von Cees Andriessen und Willem Van Thoorn.
Grachtenfahrt in Leiden
Am Freitag besuchten wir gemeinsam das Reichsmuseum (Rijksmuseum), um dem Werk Rembrandts näher zu kommen. Das qualitätsvollste, aber auch ungewöhnlichste Bild „Die Nachtwache“ mit dem Gruppenportrait der Amsterdamer Bürgerkompanie und seinen teils neu entdeckten Inhalten wurde uns von Herrn Dr. Vomm erschlossen.
Eine typische Grachtenfahrt mit Schwerpunkt Architektur und geselligem mediterranem Lunchbuffet brachte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Amsterdams bei herrlichem Sonnenschein und bester Stimmung näher. Das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Van Gogh Museum und Stedelijk Museum für Moderne und zeitgenössische Kunst konnten zusätzlich besucht werden.
Am Samstag folgte in Haarlem die Besichtigung des Teyler Museums, welches bereits 1784 eröffnet wurde und damit das älteste und besterhaltendste Museum seiner Zeit ist und einen wunderbareren Rückblick auf die Entstehung der Museumskultur gibt. Danach folgte der gemeinsame Besuch des Frans Hals Museums, das nach Frans Hals, dem berühmten Portraitmaler des 17. Jahrhunderts in Haarlem benannt wurde. Der letzte Abend bot mit dem Abendessen im Sternerestaurant Ratatouille einen ganz besonderen Abschluss.
Frans Hals Museum Haarlem
Am Sonntag folgte ersatzweise eine Grachtenfahrt durch Haarlem, da unser Bus durch einen nächtlichen Besuch beschädigt wurde. Mit dem Ersatzbus konnten wir nachmittags den Künstler Cornelis Christiaan Jacob Andriessen, kurz Cees, einen niederländischen Maler, Bildhauer und Grafiker in seinem Privathaus und Atelier besuchen. Hier erhielten wir besondere Einblicke in seine künstlerische Tätigkeit mit besonderem Schwerpunkt auf modernen Holzschnitt.
Den Besuch der wegweisenden Amsterdamer Schule der Architektur im Museum Het Ship können wir nur empfehlen. Die Amsterdamer Schule war eine Künstlerbewegung der klassischen Moderne in Architektur, Gestaltung, Möbelbau, Gebrauchsutensilien und Skulptur 1915. Das schiffartige Gebäude Het Ship wurde 1913 bis 1916 von den Architekten Johan van der Mey, in Zusammenarbeit mit Michel de Klerk und Piet Kramer erbaut und innenarchitektonisch von Theo Nieuwenhuis gestaltet. Ziele waren, der Arbeiterklasse ein menschenwürdiges Wohnen und Leben zu ermöglichen. Dieser Programmpunkt und der Besuch des Museums CODA mussten leider kurzfristig wegen der Beschädigungen des Reisebusses gestrichen werden. Alle Teilnehmer erhielten die Museumskarte der Niederlande, mit der ein Jahr lang nahezu alle Museen der Niederlande weiterhin kostenfrei besucht werden können, um die vielfältigen Eindrücke weiter zu intensivieren.
Literarische Erläuterungen der Niederlande von Geerd Mak in der Reihe: Unsere Nachbarn, von Helmut Schmidt und Friedrich von Weizsäcker, brachten uns unsere niederländischen Nachbarn näher.
Wir als Reiseteam haben uns über die große Begeisterung der Teilnehmer, die immer gute Kooperation, die Zuverlässigkeit aller Mitreisenden und den Besuch von Frau Dr. Oelschlägel am Donnerstag und Freitag unserer Reise ganz besonders gefreut.
(Dr. Wilhelm Krieger, Stand 12.10.2015)
Im botanischen Garten der Universität Leiden