© Wilhelm Krieger

Sonnenbarke Nebra

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Sonnenbarke Nebra

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Himmelsscheibe von Nebra

Leipzig und Umgebung 2024

Nebra, Leipzig und Naumburg

15.–20.9.2024

Sonntag:

Herr Demmer stimmte die Reisenden durch die Lesung aus dem Buch „Himmelsscheibe von Nebra“ der Autoren Harald Meller und Kai Michel auf das erste Reiseziel ein. Dieses war das Besucherzentrum der Arche Nebra am Mittelberg des kleinen Städtchens Nebra in Sachsen-Anhalt. Am Fuß des Mittelberges hebt sich eine goldene futuristische Sonnenbarke der Architekten Holzer und Kobler aus Zürich dem Besucher entgegen. Das Informations- und Erlebniszentrum in der Sonnenbarke am Fundort der Himmelsscheibe Nebra erkärt die 3.600 Jahre alte runde Himmelsscheibe von Nebra. Weltweit ist diese die älteste bisher bekannte konkrete Darstellung des Kosmos und ein einzigartiges Zeugnis der Menschheitsgeschichte, welche im Juni 2013 UNESCO Dokumenterbe „Memory of the World“ wurde. Die Himmelsscheibe diente nach derzeitigen Erkenntnissen als astronomische Erinnerungsstütze– als Memogramm– für Menschen, die den Himmel der Bronzezeit beobachteten. Die Plejaden konnten zur Bestimmung des Zeitpunkts von Aussaat und Ernte und damit zur Strukturierung des bäuerlichen Jahres genutzt werden. Nach der Interpretation des Astronomen Rahlf Hansen verschlüsselt die Himmelsscheibe darüber hinaus eine komplexe Schaltregel, die dazu diente, Sonnen- und Mondjahre in den Einklang der Schaltjahre zu bringen. Die abstrakten Darstellungen auf der Scheibe sind außergewöhnlich, weil sie jahrzehntelange präzise Himmelsbeobachtungen und einen hohen Abstraktionsgrad voraussetzen, den man bislang bei bronzezeitlichen Menschen außerhalb der Hochkulturen im Vorderen Orient nicht vermutet hatte.

Der Tag schloss mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel Michaelis in Leipzig, wo die Erfahrungen und Erlebnisse des Tages ausgetauscht werden konnten.

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Thomaskirche, Leipzig

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Thomaskirche, Leipzig

Montag:

Die Stadtführer erläuterten uns die Bedeutung Leipzigs als Handelsstadt seit der Antike bis zur Gegenwart, so die Historie des alten Rathauses, die Geschichte der Mustermessen (einer Erfindung Leipzigs), mit den zahlreichen Messehöfen der Stadt, die Historie des Auerbachkellers in der Mädler-Passage, bekannt durch die Geschichte des historischen Doktor Faustus von Johann Wolfgang von Goethe. Mephisto und Faust als Bronzefiguren gegenüber den drei Studenten am Eingang des Auerbachkellers symbolisieren die Figuren des Werkes. Weiter ging es durch die Specks-Höfe bis zur Nikolaikirche. Der Nikolaikirchhof vor der alten Nikolaischule mit der Nikolaisäule und der Bronzetafel „09 OKTOBER 1989“ erinnern an den unglaublichen Mut der friedlichen Revolution, welche die Teilung Deutschland aufgehoben hatte. Beeindruckend war der Besuch der Evangelisch-Lutherischen Thomaskirche, weltbekannt als Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach (1723 bis 1750) und des bereits 1212 gegründeten Thomanerchores. Die Begehung des Dachstuhls aus dem Jahr 1496 als einem der steilsten Giebeldächer Deutschlands mit 7 Etagen war beeindruckend ebenso wie die Besteigung des Kirchturms mit Thürmerwohnung und Glockenstuhl. Die 1477 entstandenen Glocke Gloriosa, erklingt nur an hohen Festtagen. Am frühen Nachmittag folgte die Phönixtour in die Zukunftsregion Leipzigs mit Europas größtem Landschaftswandel nach dem Braunkohhletagebau, wie er auch in dem Rheinischem Braunkohlerevier in der Kölner Bucht bevorsteht. In diesem weitläufigen Seengebiet bildeten der Ferienpark Auenhain, das Ferienresort LAGOVIDA, die Ferienhäuser am Hainer See und das Neubaugebiet Neukieritzsch einige Beispiele hierzu. Benachbart liegt der immer noch aktive MIBRAG-Tagebau, den wir ebenfalls besichtigen konnten.

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Schaulager in der G2 Kunsthalle

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Schaulager in der G2 Kunsthalle

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Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig

Dienstag:

Frau Bonenkamp und Herr Demmer führten uns in die Geschichte des Völkerschlachtendenkmals in Leipzig ein. Vom 16. bis 19. Oktober 1813 kämpften an diesem Ort die verbündeten Heere von Russland, Preußen, Österreich und Schweden. Sie errangen dabei den entscheidenden Sieg über Napoleon und dessen Alliierte, so auch das Sächsische Heer. Über 600.000 beteiligte Soldaten aus über zwanzig Völkern, 120.000 tot oder verwundet und eine Typhus-Epidemie, die zehn Prozent der Leipziger das Leben kostete, waren die traurige Bilanz dieser Schlacht. Bereits ein Jahr nach der verheerenden Schlacht hatte der Dichter Ernst Moritz Arndt bereits die Idee zu einem Denkmal, das die Gefallenen ehren sollte. 1894 gründet der Leipziger Architekt Clemens Thieme den Deutschen Patriotenbund um Spenden für die Errichtung des Denkmals zu sammeln. Endlich 1898 reichte die Summe aus, der Grundstein konnte gelegt und das Völkerschlachtendenkmal bis 1913 fertig gestellt und eingeweiht werden.
Zurück im Hier und Jetzt ging es in die Innenstadt zum Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Vor dem Eingang steht die Bronzeskulptur „Der Jahrhundertschritt“ des Bildhauers Wolfgang Mattheuer. Das Zeitgeschichtliche Forum ist ein Standort der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Dieses erklärt anschaulich und eindringlich die Geschichte der deutschen Teilung, des Alltagslebens in der kommunistischen Diktatur der DDR und des Wiedervereinigungsprozesses. Auch die neuen Herausforderungen, denen sich das wiedervereinigte Deutschland im 21. Jahrhundert stellen muss, werden hier thematisiert. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das Museum der Bildenden Künste (MdbK). Nach der Einführung durch Frau Bonenkamp konnten wir die spektakuläre Architektur des Museums und Werke vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart entdecken, unter anderem von Lucas Cranach, Peter Paul Rubens, Caspar David Friedrich, Max Klinger, Max Beckmann, Neo Rauch und anderen Vertretern der Leipziger Schule.
Abgerundet wurde der Tag durch eine exklusive Führung durch die G2 Kunsthalle mit dem Schaulager, welche die private Sammlung Steffen Hildebrands seit 2015 zugänglich macht. Der Schwerpunkt der Privatsammlung liegt im Bereich der Gegenwartsmalerei des 21. Jahrhunderts, erweitert um Plastik, Zeichnung, Druckgrafik und andere Medien. Im Fokus der Sammeltätigkeit steht die junge Kunst aus Leipzig. Die sogenannte Neue Leipziger Schule ist mit wichtigen Positionen und teils umfangreichen Werkgruppen vertreten. Werke nationaler und internationaler Künstler bilden einen zweiten bedeutenden Schwerpunkt der Sammlung. Das Besondere im Schaulager ist der Einblick in die Sammlung, durch das eigenhändige Hervorziehen großer transparent gebauter Stellwände, welche die Kunstwerke in Gruppen tragen.

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Techne Spere, Baumwollspinnerei, Leipzig

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Techne Spere, Baumwollspinnerei, Leipzig

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Sunset Tour, Leipzig

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Techne Spere, Baumwollspinnerei, Leipzig

Mittwoch:

Besuch der Spinnerei Galerien auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei im Stadtteil Lindenau. Die 1884 gegründete Firma entwickelte sich binnen eines Vierteljahrhunderts zur größten Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas. Nach ihrer Gründung wuchs im Westen von Leipzig eine Fabrikstadt mit über 20 Produktionsgebäuden, Arbeiterwohnungen, Kindergärten und einer Erholungssiedlung heran. 1907 hatte die Fabrik ihre größte Produktivität erreicht auf rund 100.000 m² mit 240.000 Spindeln. Viele Künstler, die der sogenannten „Neuen Leipziger Schule“ zugerechnet werden, waren die Pioniere dieser Revitalisierung. Inzwischen sind große Flächen wieder vermietet. Auf dem Gelände haben sich bisher zwölf Galerien, unter anderem das Spinnerei Archiv Massiv, Eigen+Art, die Kunst Halle 14 mit öffentlicher Bibliothek sowie rund 100 Künstler niedergelassen. Auch Unternehmer mit Architekturbüros, Fahrradmanufaktur, Modedesign, Goldschmiede, Keramikwerkstatt, Porzellanmanufaktur, Künstlerbedarfshandel, hochkarätige Druckwerkstätten und gastronomischen Einrichtungen sind vor Ort angesiedelt. Von 2002 bis 2012 wurde die fünf Etagen hohe „Halle 14“ saniert und zu einem Zentrum für zeitgenössische Kunst umgebaut. 2019 zogen das LOFFT und das Leipziger Tanztheater in die Halle 7. Unser Besuch begann in dem kleinsten Kino Leipzigs mit der „Opera Night“ von Hilke Rönnfeldt. Nach dem Mittagessen in der vorzüglichen Werkskantine der Firma Techne Kirow, Weltmarktführer für Eisenbahnkrane, Schlackentransporter und Gleisbaumaschinen gab es einen Empfang im Techne Sphere, dem spektakulären Turm- und Kugelanbau der Kantine. Es gilt als eines der letzten Projekte von Oskar Niemeyer, 2011 konzipiert und mit dem Leiter seines Brasilien-Studios Jair Valera Juni 2020 fertig gestellt. Die Besonderheit des Kugelbaus entsteht durch die zwei großen gerundeten Fensterbereiche aus 144 dreieckigen Scheiben, welche einzeln durch eine einzigartige Flüssigkeitstechnologie der Firma Merck stufenlos und farbneutral abgedunkelt werden können. Nachmittags folgte der Besuch des GRASSI Museums im Herzen von Leipzig. Es umfasst das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das GRASSI Museum für Völkerkunde und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Der Gebäudekomplex im Art déco-Stil mit einzigartiger Pfeilerhalle wurde zwischen 1925 und 1929 errichtet. Seinen Namen verdankt das Museum dem Kaufmann und Mäzen Franz Dominic Grassi. Die abendliche Sunset-Tour mit dem Motorboot durch die Kanäle von Leipzig gab uns neue und ungewohnte Perspektiven auf eine andere Seite Leipzigs.

Augustusplatz vor dem Gewandhaus

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Bachmuseum, Leipzig

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Gewandhaus, Leipzig

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Bachmuseum, Leipzig

Donnerstag:

Johann Sebastian Bach war von 1723 bis zu seinem Tod 1750 Thomaskantor in Leipzig. Das Bach-Museum und Bach-Archiv befindet sich gegenüber der Thomaskirche im Bosehaus, einem der ältesten Gebäude am Thomaskirchhof. Der mit Bach befreundete Gold- und Silberwarenhändler Georg Heinrich Bose ließ das ehemalige Renaissancehaus zu einem großzügigen barocken Kaufmannshaus umgestalten. Der Nachmittag war zur freien Verfügung, damit die Gelegenheit bestand, auch andere der vielseitigen Sehenswürdigkeiten in Leipzig besuchen zu können. Am Abend genossen wir im weltbekannten Gewandhaus das Privileg, uns noch vor Einlass des Publikums mit einem Sektempfang und kleinen Köstlichkeiten gesellig auf das Konzert des fantastischen Gewandhausorchesters einzustimmen. Stücke von Olivier Messiaen und Sergej Prokofjew leiteten das Programm bis zur Pause ein, gefolgt vom Orgelstück Passacaglia c-Moll BWV 582 und dem grandiosen symphonischen Abschluss der 3. Sinfonie c-Moll op. 78 (Orgelsinfonie) von Camille Saint-Saëns.

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Naumburger Dom

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Pavis Weingut, Blick auf Naumburg

Freitag:

Unser erstes Ziel auf der Rückfahrt war die UNESCO-Welterbestätte Naumburger Dom. Von Susanne Bonenkamp erfuhren wir viel über den Naumburger Meister und seine zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingerichtete Werkstatt sowie den bereits zur Zeit des Mittelalters gelebten kulturellen Austausch in Europa, ließen sich doch die Spuren der Bauhütte von Nordwestfrankreich über Deutschland bis nach Südwesteuropa verfolgen.
Ein unbekannter Architekt und Bildhauer schuf in nur sechs Jahren den außergewöhnlichen und einzigartigen Westlettner mit steinernem Passionsrelief und zwölf lebensgroßen Stifterfiguren. Speziell Markgräfin Uta gilt seitdem als Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“. Dieses und andere Meisterwerke der Romanik und Gotik fügen sich mit Glanzstücken der Gegenwartskunst von Neo Rauch und Michael Triegel zu einem eindrucksvollen Ensemble.
Als Überraschungspunkt folgte die Besichtigung des Weingutes Bernhard Pawis mit Weinprobe. Weißburgunder, Grauburgunder, Riesling, Müller-Thurgau Baccus und Cabernet blanc sind Grundlage für hervorragende, kraftvolle und fruchtige Weine, die wir während der eindrucksvollen Schilderung der 30igjährigen Weinguthistorie durch Frau Kerstin Pawis genießen durften. Großartig war der Ausblick vom Weingut auf die Weinberge von Freyburg bis Naumburg entlang der Unstrut bis zur Saale.
Die Lesungen von Walter Demmer während der Busfahrten mit „Kunstmomente“ von Hanns-Josef Ortheil, „Aufklärung“ von Angela Steidele und „Ostgezeter“ von Thomas Rosenlöcher unterhielten uns bestens und machten die Reise sehr kurzweilig.
Unser Busfahrer Herr Teitscheid fuhr uns zuverlässig und souverän auch durch engste Gassen, war dabei kulturell sehr interessiert und außerordentlich hilfsbereit.

Die Teilnehmer der Reise motivierten das Reiseteam durch ihre Begeisterung, Kooperation und zeitliche Zuverlässigkeit zu neuen Plänen.
(Dr. Wilhelm Krieger, Stand 12.05.2025)

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