Die 1948 in Rösrath geborene Künstlerin Ulrike Oeter studierte Geschichte, Anglistik, Kunsttherapie und Kunst. Seit 1986 ist sie als bildende Künstlerin tätig, 2010 war sie unter den Finalistinnen des renommierten Gabriele-Münter-Preises und mit der begleitenden Ausstellung in Berlin und Bonn vertreten. Ulrike Oeter arbeitet in Rauminstallationen mit Papier, Textil und Lichtprojektionen und war mit zahlreichen Ausstellungs- und Installationsarbeiten im In- und Ausland tätig. Ihre Kunstwerke sind in Polen, den Niederlanden, Deutschland, Italien, Frankreich und England entstanden. In ihrer Kunst betreibt sie eine wissenschaftlich fundierte aber künstlerisch formulierte Spurensuche, die in Rauminstallationen den Emotionen Form gibt.
XIV. Forum Ostwest
Fernste Nähe. Ulrike Oeter – Michael Wittassek
20.08. – 03.10.2021
Ausstellungslaufzeit: Freitag, 20. August – 3. Oktober 2021
Wichtiges Anliegen des XIV. FORUM OSTWEST ist es, das lebendige, vielfältige jüdische Leben in Vergangenheit und Gegenwart, in Ost und West zu erforschen. Das Kulturamt des Rheinisch-Bergischen Kreises lädt im Rahmen der Programmreihe nun zu einer finalen Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders ein, in der sich die Künstlerin Ulrike Oeter und der Künstler Michael Wittassek diesem Thema unter dem Titel „Fernste Nähe“ annähern. Sie stellen zwei Geistesgrößen des 19. und 20. Jahrhunderts in den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit, die sich im jüdischen Kontext verorten lassen: die deutsche Dichterin Else Lasker-Schüler und den französisch-litauischen Philosophen Emmanuel Levinas. „Im Rahmen von FORUM OSTWEST haben wir mit vielen Menschen spannende Gespräche und Diskussionen über das vielfältige jüdische Leben in Deutschland geführt“, so Charlotte Loesch, Kulturreferentin des Kreises. „Ich freue mich, dass wir für die abschließende Ausstellung zwei besondere Kunstschaffende aus der Region gewonnen haben, die mit neuen, künstlerischen Positionen die Reihe bereichern.“
„Fernste Nähe“ – Eine Auseinandersetzung mit dem Vertrauten und dem Fremden
Die Lebenswelten und Biographien der Dichterin Else Lasker-Schüler und des Philosophen Emmanuel Levinas können auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein: Sie ist eine vor Leidenschaft sprühende deutsche Dichterin und er ein analytischer französisch-litauischer Philosoph. „Beide werden in Hinblick auf ihr Schaffen auch nicht zwangsläufig mit ihrem jüdischen Hintergrund in Verbindung gebracht“, sagt Dr. Petra Oelschlägel, Leiterin des Kunstmuseums Villa Zanders. In der Auseinandersetzung mit ihren Lebensentwürfen und Denkansätzen zeigt sich als Gemeinsamkeit, dass Fremdheitserfahrungen und die Frage nach Heimat eine Rolle spielen. Auf diese Erfahrungen beziehen sich die ausstellende Künstlerin Ulrike Oeter und der ausstellende Künstler Michael Wittassek in ihren raumfüllenden Installationen. „Else Lasker-Schüler war trotz ihrer Emigration in die Schweiz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nie heimatlos“, macht Ulrike Oeter deutlich. „Sie fand ihre eigene Form der Heimat. Auch in Gott.“ Auch Emmanuel Levinas verstand Heimat nicht als etwas Räumliches, so Michael Wittassek: „Für ihn lag Heimat in der Sprache.“ Die Künstlerin und der Künstler stellen in der Ausstellung die Frage: Heimat nicht an Orten, sondern in der Sprache, in Rollenspiel oder in einer Ethik – also in kulturellen Praktiken – zu suchen, sind das auch Hinweise auf die zugrundeliegende jüdische Identität? Ulrike Oeter und Michael Wittassek können hier keine einfachen Antworten liefern. Vielmehr laden sie die Rezipienten dazu ein, sich ebenfalls mit sich selbst, dem Vertrauten und dem Fremden um sich herum auseinanderzusetzen. Damit steht am Ende die Grundfrage des XIV. FORUM OSTWEST im Raum: Wie wollen wir leben – und wie wollen wir angesichts aller Diversität und Andersheit zusammenleben und gemeinsam Gesellschaft gestalten?